„Die Story im Ersten“ wird gebraucht!

Christine Stobl, die neue Programmdirektorin der ARD, hat gemeinsam mit ihrem Stellvertreter Florian Hager sowie Oliver Köhr, ARD Chefredakteur und Koordinator Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, Ende Juni ein Papier zu einer Programmreform vorgelegt. Seitdem hagelt es Kritik. Dabei ist das Ziel zunächst plausibel: Das TV-Programm soll auch für jüngere Zuschauer und Nutzer attraktiver gemacht werden. Das lineare Fernsehprogramm und die Streaming-Angebote der ARD-Mediathek sollen gemeinsam bedacht werden.

Vielstimmige Kritik fand der Vorschlag, den „Weltspiegel“ von seinem Sendeplatz am frühen Sonntagabend auf Montag ab 22.45 Uhr zu verlegen. Das bedeutet für den Zuschauer, der am nächsten Morgen arbeiten muss, eine physische Herausforderung. Der verschobene „Weltspiegel“ verlöre mutmaßlich nicht nur Zuschauer des linearen Fernsehens, die er digital neu zu erobern hätte. Er würde am Montagabend auch die „Story im Ersten“ verdrängen. Dieses klassische große Reportageformat präsentiert immer wieder Meilensteine des Wirtschaftsjournalismus. Einige der Beiträge dieser Reihe haben Journalistenpreise gewonnen und prägten das Wettbewerbsfeld des Ernst-Schneider-Preises, auch in diesem Jahr. Wo werden diese Beiträge künftig gesendet?

Die Zahl der Sendeplätze für die Politmagazine soll nach dem Vorschlag von 90 auf 66 verringert werden. In der (vielfach kritischen) Berichterstattung blieb zunächst offen, was eigentlich an die Stelle dieser Sendeplätze treten soll. Christine Strobl antwortete Axel Weidermann von der FAZ auf seine diesbezügliche Frage, was auf den frei werdenden Sendeplätzen laufen solle: „Nichts, weil es keine frei werdenden Sendeplätze gibt. Jeder Dienstag und Donnerstag um 21.45 Uhr wird mit den Themen der politischen Magazine bespielt werden“ (https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/ard-programmdirektorin-christine-strobl-ueber-ihre-neuen-plaene-17439252.html). Anscheinend sollen hier einzelne Stücke und Dokumentationen laufen, die als separater Beitrag mehr Zeit haben denn als Kurzbeitrag innerhalb eines Magazins. Finden sich hier künftig auch die Stücke der „Story im Ersten“?

Fragen über Fragen. Gerne wüsste der geneigte Zuschauer hier mehr und Konkreteres. Gewünscht sind Antworten, damit sich auch das Publikum ein qualifiziertes Urteil über die erwogene Programmreform der ARD machen kann. Es ist unser Programm – im besten Sinn!