Inflation und Leitzins

Über die Teuerungsrate wird selbstverständlich in nahezu sämtlichen redaktionellen Medien in Deutschland berichtet. Das Statistische Bundesamt teilte mit, dass die so genannte Inflationsrate im Jahr 2021 bei 3,1 Prozent gelegen hat. Dass darüber hinaus auch monatliche Preissteigerungen berichtet werden, ist ein wenig Kaffeesatz, weil kein einziger Kunde auf solche kurzfristigen Preissteigerungen planerisch reagieren kann – sei es drum.
Interessant ist natürlich, was aus den Preissteigerungen politisch gefolgert wird. Hier entbrennen die Diskussionen der üblichen volkswirtschaftlichen Schulen. Harald Schumann schrieb im Berliner „Tagesspiegel“, eine Anhebung der Leitzinsen hätte keinen Einfluss auf die internationalen Gas- und Ölpreise. Zugleich schränkt er aber ein, dass dies nur gelte, falls die Lohnentwicklung in Deutschland auf die steigenden Preise nicht mit steigenden Löhnen reagiere.
Ist es aber denkbar, dass die Gewerkschaften die Preissteigerungen des letzten Jahres und die erwarteten Preissteigerungen in 2022 nicht für höhere Lohnforderungen als in den Vorjahren nutzten – und zwar völlig nachvollziehbar? Denn die Preissteigerungen würden ohne Lohnerhöhungen zu Reallohnverlusten. Darauf verwies Herausgeber Gerald Braunberger in der FAZ.
Erfreulich: So gut wie selten kann jeder Interessierte die Argumente für und gegen eine Anhebung der Leitzinsen mehrfach in der Woche nachlesen. Es lebe der vom Argument geleitete Wirtschaftsjournalismus!

Harald Schumann schrieb im Berliner „Tagesspiegel“: Angst vor der Inflation: Mehr Umverteilung, keine höheren Zinsen (tagesspiegel.de)

Gerald Braunberger in der FAZ: Inflation lässt Träume platzen: Das will nicht jeder wahrhaben (faz.net)